Solange 'besser' möglich ist,
ist 'gut' nicht gut genug.

Externer Projektsanierer zielführend?

Die Wahl des Projektsanierers muss seitens des Lieferanten kurzfristig getroffen werden und hat eine große Tragweite für die Projektsanierung, im Einzelfall auch für die Zukunft des Unternehmens. Die kurzfristige Verfügbarkeit des Projektsanierers ist ein wichtiges Kriterium zur Stellenbesetzung und kann eine Vorentscheidung für eine Kandidatenauswahl sein. Hinsichtlich einer internen oder externen Besetzung gibt es Vor- und Nachteile (vgl. Tabelle 1).

Auswahlkriterien interner oder externer Projektsanierer

Kriterium Bedeutung Interner Projektsanierer Interim Krisenmanager
Organisatorische Abläufe gering Bekannt Einarbeitung erforderlich
Lieferantenkultur gering Kennt Personen, Kommunikationswege, Infrastruktur Einarbeitung erforderlich
Produktkenntnisse (Fachwissen projektspezifisch) mittel Firmen Know-how (teilweise) bekannt Muss ggfs. erarbeitet werden
Kundenkultur hoch Einarbeitung erforderlich Häufig gutes Netzwerk
Allgemeine Krisenresistenz hoch Abhängig von den Erfahrungen Seine "Berufung"
Vorbelastung / Vergangenheit hoch Geringe Vorbelastung (gleiches Unternehmen) Keine Vorbelastung / frei von der Projekt-vergangenheit
Persönlichkeit hoch Im Einzelfall zu bewerten Im Einzelfall zu bewerten
Risikobewusstsein hoch Abhängig von den Erfahrungen Praxiserfahrung
Unabhängigkeit hoch Abhängigkeit vom Unternehmen Keine Beeinflussung

Praxisbeispiel: Projektkrise bei einem Unterliefereranten

Ein Tier-2 Lieferant (Unterlieferant) konnte die Komponenten nicht termingerecht zum SOP-Anliefertermin beim Tier-1 Liefernanten anliefern. Ohne die Komponenten konnte kein Fahrzeug ausgeliefert werden, sodass der Anlauf bei einem schwäbischen OEM gefährdet war. Die Geschäftsleitung war unter Druck und setzte mich als externen Dienstleister zur Bewältigung des Konflikts ein.

Die Stimmung im Projektteam war auf dem Tiefpunkt, die Projektmeetings waren sehr impulsiv (teilweise wurde gebrüllt anstatt gesprochen) und das Vertrauen untereinander war gering bzw. nicht mehr vorhanden. Jeder versuchte, sich abzusichern (viele Absicherungsmails) und es wurde mehr über die Schuldfrage, als über die Lösung der Sachthemen gesprochen. In Einzelinterviews versuchte ich die Lage zu analysieren; bei einem dieser Interviews wurde mit einem Papierkorb nach mir geworfen. Permanent wurden seitens des Topmanagements und des Kundens Reports über den Projektstatus eingefordert und der Druck auf das Team verstärkt - aber der Reihe nach.

Die erste Besprechung mit dem Kunden fand in Form einer Telefonkonferenz statt. Neben Vertretern meines Kunden aus Frankreich, Deutschland und Spanien nahmen auch Vertreter von den verschiedenen Werken sowie der Entwicklung des OEMs teil – mehr als 30 Personen, die teilweise durcheinander redeten. Es wurde vom OEM gefordert, dass ich nach einer Woche Einarbeitung schon am nächsten Tag den Maßnahmenplan vorstellen sollte.

Da ich keine Rücksicht auf politische Befindlichkeiten nehmen musste, war es mir möglich, dem Druck standzuhalten und konnte mir eine weitere Woche zur IST-Analyse ausbitten. Der OEM beschwerte sich zwar bei der Geschäftsleitung über den fehlenden kurzfristigen Maßnahmenplan, diese unterstützte mich in dieser Situation aber in jeder Beziehung. Eine Woche später konnte ich den Vorschlag für einen Abhilfeplan vorstellten. Es ist von Vorteil, wenn man sich als Externer nur um "die Sache” kümmern muss – unabhängig von internen Zwängen oder Karriereambitionen.

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„Ich berate Sie gerne per Mail an g.graen@gp-pm.de oder nutzen Sie mein Angebot, ein Gespräch unter der Rufnummer +49 163 - 55 39 66 1 zu führen.“

Dr.-Ing. Gerhard Graën PMP

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