Der Teileausliefertermin eines neuen oder überarbeiteten Produktes an Kunden ist in fast allen Branchen im Regelfall sehr wichtig, weil die Gefahr des Verlustes von Marktanteilen besteht (Verschiebung Markteinführungstermin) und auch bei nicht eingehaltenen Liefertermin möglicherweise Konventionalstrafen zu zahlen sind. Terminverzug führt zu Mehrkosten, die nur bedingt auf die Lieferanten umgelegt werden können. In der Automobilindustrie ist der SOP (Start of Production – Zeitpunkt zum Start der Serienfertigung) ein wichtiger Meilenstein, bei dem erstmalig alle neu entwickelten Teile zur Montage von Kundenfahrzeugen erforderlich sind. Sofern die Teile des Lieferanten nicht gemäß Lastenheftvorgabe geliefert werden können, entwickelt sich ein Konflikt zwischen Automobilhersteller und Lieferant. Ein Projektabbruch ist zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, sodass das Projekt saniert (Projekt Turnaround) und Maßnahmen zur Einhaltung des SOPs umgesetzt werden müssen. Ein Stopp der Produktion beim Automobilhersteller ist aus Kostengründen in jedem Fall zu vermeiden.
Spannungen zwischen Kunden und Lieferanten
Die beschriebenen Situationen führen zu Spannungen zwischen Kunden und Lieferanten sowie innerhalb des Projektteams. Im Extremfall kann es für den Lieferanten zu einer existenzbedrohenden Situation kommen. Im Regelfall sind keine Standardlösungen vorhanden, so dass die Unsicherheit beim Lieferanten ansteigt und sich bei den Beteiligten ein Gefühl der Bedrohung entwickelt. In dieser Konfliktsituation ist die Zusammenarbeit emotional geprägt und wird durch Schuldvorwürfe belastet, so dass die eigentlichen Sachthemen vernachlässigt werden.